Hamburg Geschichten August Hein & Adolph Kummernuss
Besenbinderhof 62, 20097 Hamburg- St. Georg
Als Gewerkschafter und Sozialdemokraten verfolgt
„Dies Haus soll unsere geistige Waffenschmiede sein.“ Mit den Worten wurde das Hamburger Gewerkschaftshaus 1906 vom SPD-Politiker August Bebel eröffnet. 1933 wurde es von SA, SS und NSDAP-Mitgliedern gestürmt. Die Vorstandsmitglieder wurden verhaftet. So auch die beiden Gewerkschafter und Sozialdemokraten August Hein und Adolph Kummernuss. Doch Adolph Kummernuss gab nicht auf und baute in den norddeutschen Häfen eine Untergrundorganisation auf und auch August Hein ging in den politischen Widerstand.
AUGUST HEIN wurde 1888 als Sohn eines Maurers in Würzburg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er den Beruf des Buchbinders und kam nach Hamburg. Von 1920 bis 1923 war er in der Leitung des Deutschen Buchbinderverbandes in Hamburg beschäftigt. Anschließend trat er über in die Verwaltung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) und führte als Bezirksleiter die Geschäfte des 11. Bezirks (Nordmark) im ADGB. Er war Sozialdemokrat und gehörte als solcher von 1930 bis 1933 der Hamburgischen Bürgerschaft an.
Im Zusammenhang mit der Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die Nationalsozialisten wurde Hein am 2. Mai 1933 verhaftet und fristlos entlassen. Nach seiner Freilassung beteiligte er sich am Widerstand und gehörte später zum Netzwerk des deutschlandweit operierenden sozialdemokratisch-gewerkschaftlichen Widerstands um Wilhelm Leuschner in Berlin.
Am 8. 2. 1944 starb August Hein in Aschaffenburg mit 56 Jahren an den Folgen einer Tuberkuloseerkrankung.
ADOLPH KUMMERNUSS wurde am 23. Juni 1895 in Hamburg als Sohn eines Grobschmiedes als eins von zwölf Kindern geboren. Sein Vater arbeitete in den Hamburger Werften, die Mutter als Krankenschwester. Ein Lotteriegewinn um die Jahrhundertwende ermöglichte der Familie den Erwerb eines Brotladens, so dass Adolph und sein Zwillingsbruder Georg schon früh als „Semmeljungen“ zum Familienunterhalt beitrugen.
Bereits mit 14 Jahren trat Adolph, der von allen „Adje“ genannt wurde, der Sozialistischen Arbeiterjugend bei. Nach der Volksschule schlug er sich zuerst als «Schlafgänger» durch. Was hieß, dass er sich gegen ein geringes Entgelt lediglich für einige Stunden am Tag ein Bett mietete, während die Wohnung von den eigentlichen Inhaber*innen nicht gebraucht wurde. In der übrigen Zeit arbeitete er als Schauermann im Hamburger Hafen: Schauermänner waren damals für das Be- und Entladen von Säcken, Kisten und Fässern auf Stückgutschiffen zuständig. Von dort aus trat er mit 17 Jahren in den Deutschen Transportarbeiterverband und in die SPD ein.
Im 1. Weltkrieg kämpfte er als Infanterist an der Ostfront in Russland, wurde zweimal schwer verwundet und kam als überzeugter Pazifist aus dem Krieg zurück. Der junge Hafenarbeiter wurde nun erst einmal zum Straßenfeger in Hamburg-Eilbek, bis er 1920 wieder eine Arbeit als Schauermann am Hamburger Salpeterkai und als Baumwollküper (die Hauptaufgabe von Küpern bestand darin, die mit dem Schiff eintreffenden Güter auf ihre Qualität zu überprüfen und sie angemessen im Schuppen zu speichern) aufnehmen konnte. Parallel bildete er sich auf Kursen an der Hamburger Volkshochschule weiter.
Während der Weimarer Republik begann schließlich die „sozialdemokratische Karriere“ von Adolph Kummernuss: Aufgrund des neuen Betriebsrätegesetzes wurde er nach verschiedenen Hafenjobs in den Betriebsrat gewählt, trat als Referent in der SPD auf, durchlief eine Ausbildung in der Frankfurter Akademie der Arbeit, wurde hauptamtlicher «Agitationsleiter» im Hamburger Hafen und übernahm dort die «Rechtsauskunftsstelle».
Nach der Zerschlagung der Gewerkschaften, die er am 2. Mai 1933 (so wie August Hein) im Hamburger Gewerkschaftshaus miterlebte, baute Kummernuss in den norddeutschen Häfen eine illegale Organisation auf, die allerdings durch einen Spitzel verraten und schließlich durch die Gestapo zerschlagen wurde.
Er gab trotz Misshandlungen in der Gestapo-Zentrale keine Namen der anderen Organisationsmitglieder preis. Nach diversen anderen Gefängnisaufenthalten wurde er in Stettin zu zwei Jahren Haft verurteilt und stand von diesem Zeitpunkt an bis zum Kriegsende unter Polizeiaufsicht. Nach Kriegsende gelangte Kummernuss an die Spitze von ÖTV (Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr) und DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) und bekleidete diverse Funktionen in der SPD.
Im August 1979 starb Adolph Kummernuss mit 84 Jahren in Travemünde.