Berlin Geschichten Familie Messerschmidt
Gervinusstraße 20, 10629 Berlin
Am Anfang der Geschichte des Hauses Gervinusstraße 20 steht eine Erbschaft. Es ist im Jahr 1910, als Kurt Messerschmidt von seinem Vater Geld vererbt bekommt. Er nutzt es, um ein großes Mietshaus nahe dem Bahnhof Charlottenburg zu bauen.
Kurt Messerschmidt ist Architekt. Nach seinen eigenen Entwürfen wird das Haus mit der Nummer 20 zwei Jahre später fertiggestellt. Kurt Messerschmidt ist bei der Bauabteilung der Jüdischen Gemeinde angestellt. Der jüdische Sportplatz im Grunewald war eines seiner Projekte, aber auch die Synagogen in der Fasanen- und Prinzregentenstraße. Von Beginn an leben im Haus jüdische und nichtjüdische Berliner*innen nebeneinander. Es entstehen Freundschaften. Kinder werden geboren. 1919 zum Beispiel Charlotte Messerschmidts Sohn, Hans Peter. Die glückliche Zeit des Hauses ist 1933 vorbei.
Ab 1938 ist aus Erniedrigung und Entrechtung von Juden offener Terror geworden. Messerschmidts miterbaute Synagogen werden niedergebrannt. Er gehört zu den tausenden jüdischen Männern der Stadt, die verhaftet werden. Er wird in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Nach der sog. „Fabrikaktion“ werden er und seine Schwiegertochter Ilse (genannt Inge) verhaftet. Seine Frau Charlotte und sein Sohn Hans Peter melden sich daraufhin freiwillig zur Deportation.
Kurt, Charlotte und Ilse Messerschmidt werden vermutlich am Tag ihrer Ankunft in Auschwitz, am 13. März 1943 ermordet. Sein Sohn Hans-Peter überlebt Monowitz und andere Lager. Er beginnt 1947 mit einer Erinnerungstafel im Hausflur der früheren Nachbar*innen und Nachbarn zu gedenken.